Glossar
Bechdel-Test
Der Bechdel-Test basiert auf dem 1985 veröffentlichten amerikanischen Comic „Dykes to watch out for“ von der Zeichnerin Alison Bechdel. Anhand des in den letzten Jahren populär gewordenen Tests kann die Unterrepräsentanz und Stereotypisierung von weiblichen Figuren in den Medien veranschaulicht werden. Er beinhaltet drei Fragen:
1. Kommen in dem Film mindestens zwei weibliche Charaktere vor (und tragen diese einen vollen Namen)?
2. Reden die Frauen miteinander?
3. Reden sie über etwas anderes als über Männer?
Doxxing/ Doxing
Beim Doxing (von engl. dox, Abkürzung für documents, Dokumente) werden persönliche Daten wie private Fotos, Kontakt- und Adress- oder Versicherungsdaten einer Person herausgefunden und im Netz für jede_n zugänglich gemacht. Es stellt eine extreme Grenzüberschreitung dar und gilt als die letzte Eskalationsstufe von Onlineattacken. Meist wird doxing als Mittel für Einschüchterung verwendet und geht zum Teil auch mit der Identifikation von anonymen Personen einher. Die Gründe für das Doxing können unterschiedlicher Natur sein, darunter etwa Selbstjustiz, öffentliches Bloßstellen oder Belästigung. Personen, die vom Doxing betroffen sind, sind oft Folgeattacken, basierend auf den veröffentlichten Daten, ausgesetzt.[1]
Feminismus (intersektionaler)
Ein intersektionaler Feminismus beschreibt eine soziale Bewegung mit dem Ziel der Gleichstellung aller Menschen. Niemand soll aufgrund des Geschlechts (oder einer anderen Diskriminierungskategorie) benachteiligt werden und Rollenerwartungen erfüllen müssen. Feminist_innen möchten, dass es selbstverständlich ist, dass Frauen ein Richter_innenamt bekleiden, Menschen mit unterschiedlichen Körperformen, Hautfarben, Fähigkeiten und Behinderungen repräsentiert und beteiligt werden (zum Beispiel im öffentlichen Raum in der Werbung, oder generell den Medien, aber auch in Politik und anderen Entscheidungsprozessen und -positionen).
Femokratie
Der Begriff „Femokratie“ soll die Herrschaft von Frauen über Männer beschreiben. Im Gegensatz zu den Begriffen Patriarchat und Matriarchat hat sich der Begriff Femokratie bisher nicht weit verbreitet und wird fast ausschließlich in maskulinistischen Kreisen verwendet (siehe auch hier die Textstelle zum Thema Femokratie).
Filter Bubble
Den Begriff der „Filter Bubble“ (im Deutschen auch teilweise „Echo-Kammer“ genannt), wurde durch Eli Pariser geprägt.[2] Demnach personalisieren Facebook und Google die angezeigten Inhalte; das bedeutet, jede_r bekommt – abhängig von bereits hinterlassenen Spuren im Netz, wie bereits gesuchten Seiten, „Likes“ bei Facebook oder Standortinformationen – unterschiedliche Inhalte angezeigt. Pariser warnt vor der Gefahr, dass den User_innen dadurch nur noch die eigene Meinung bestätigende Beiträge angezeigt werden und sie sich somit in einer informationellen Filterblase bewegen würden. Ein Austausch zwischen verschiedenen Meinungen und Kulturen wird so schwieriger möglich und die eigene Meinung wird schnell als Mehrheitsmeinung gesehen.
Generisches Maskulinum
Ein generisches Maskulinum tritt dann auf, wenn ausschließlich die männliche Bezeichnung gewählt wird, unabhängig davon, ob ausschließlich Männer gemeint werden. Einige Autor_innen stellen gerne eine kleine Fußnote an den Anfang des Textes, in der geschrieben wird, dass Frauen mitgemeint seien („Für eine bessere Lesbarkeit verwende ich im Text ausschließlich die männliche Sprachform. Frauen sind dabei selbstverständlich mitgemeint.“). So eine Fußnote als Blaupause für ein nicht-Befassen mit der exakten Ansprache, kann meiner Meinung nach getrost weggelassen werden und weist eher auf eine Denkfaulheit des_r Schreibers_in hin. Vor allem im wissenschaftlichen Kontext, wo es ja gerade um exakte Verwendung der Sprache und Begriffe geht, wundert mich diese Praktik. So ist dann von „einer Gruppe von Lehrern“ die Sprache, unabhängig davon, ob es sich um Lehrer, eine Lehrerinnengruppe mit einem Lehrer oder sogar eine Gruppe ausschließlich weiblicher Lehrkräfte handelt. Solange Frauen oder andere Geschlechtsformen (siehe Gender_Gap) nicht beschrieben oder genannt werden, werden sie eben nicht mitgedacht und unsichtbar gemacht.
Gender_Gap, Genderstar* und Binnen-I – geschlechtergerechtere Sprache
Denken und Sprache hängen stark zusammen und zeigen bestehende Machtverhältnisse und Prägungen. Es bleibt also nicht aus, dass Veränderungen im Denken sich auch auf Änderungen in der Sprache auswirken. So kam im Zuge der Emanzipation der Frauen das Binnen-I auf (z. B. BäckerInnen) und sollte neben Männern auch Frauen in der Sprache sichtbar machen. Der Genderstar* (z. B. Bäcker*innen) benennt dazu auch Transpersonen und das Gender_Gap (Bäcker_innen) schließt alle denkbaren Formen von Geschlechteridentitäten mit ein und zeigt, dass „Geschlecht“ keine dipolare Kategorie (Mann | Frau) ist, sondern ein Kontinuum darstellt.
Von vielen Seiten wird gegen „das Gendern der Sprache“ gewettert. Dabei ist die „normale“ deutsche Umgangssprache gegendert – nur eben ausschließlich maskulin (siehe oben generisches Maskulinum). Selbstverständlich wird von „den Ärzten“ gesprochen. Sobald von den „Ärzt_innen“ die Rede ist, soll „gegendert“ worden sein. Dabei benennt gerade die zur Zeit noch häufig anzutreffende erste Sprachverwendung das Geschlecht und nicht die häufig als „gegendert“ bezeichnete.
Hater – Angriffe aus voller Überzeugung
Im Gegensatz zu Trollen, die zur Belustigung handeln („I did it just for the lulz“) und bei denen es so wirkt, als seien die Ziele der Attacken relativ wahllos und zufällig gewählt, handeln Hater aus voller Überzeugung genau bezogen auf das Opfer, das ihrem Feindbild entspricht. Sie sind bei dem Thema oder der Person emotional involviert. Ihr Ziel ist es, Personen psychisch zu verletzen, zum Schweigen zu bringen (Silencing-Strategie) und die eigene Meinung zu verbreiten (siehe auch hier die Textstelle zu Hatern).
Intersektionalität
Intersektionalität meint Mehrfachdiskriminierung. Die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungskategorien wie Behinderung oder Geschlecht können zusammenwirken, was zu neuen Ausprägungen und Dynamiken führen kann. Somit wird beispielsweise eine Women of color mit einer augenscheinlichen Behinderung andere Nachteile erfahren, als eine „weiße“ Frau ohne äußere Auffälligkeit.
Komplexes System
In komplexen Systemen ist sowohl die Anzahl der eine Situation oder einen Zustand des Systems beschreibenden Variablen als auch die Anzahl der Aktionsvariablen des Systems hoch und zunächst unbestimmt, es bestehen zahlreiche Wechselwirkungen (insbesondere Rückkopplungseffekte) zwischen den Variablen des Systems. Das System reagiert auf exogene und endogene Faktoren, die Ursachen für einen bestimmten Systemzustand sind in der Regel nicht monokausal. In komplexen Systemen gelten einfache Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge nicht mehr.[3]
Queer
Menschen, die sich selbst als queer bezeichnen, verorten sich jenseits der heteronormativen klar abgetrennten bipolaren Geschlechterkategorie Mann|Frau.
Rape Culture
Eine Rape Culture ist eine Kultur, in der „sexuelle Gewalt existiert und weitgehend toleriert, geduldet oder sogar befördert werde“.[4] Folgende vier Indizien benennen Fritzsche und Freisberg als zentral beim Erkennen einer Rape Culture:
1. „Das passiert doch total selten!“ → Sexualisierte Gewalt gehört zum Alltag
2. „Stell dich nicht so an!“ → Sexualisierte Gewalt wird verharmlost
3. „Selbst schuld!“ → Victim Blaming. Die Schuld und Verantwortung für die Tat wird auf das Opfer geschoben
4. „Eigentlich will sie es doch!“ → Kultur, die sexuelle Gewalt befördert
Silencing-Strategie
Eine Strategie der Hate Speech ist die Silencing-Strategie, die die Einschüchterung von Menschen beschreibt. Das Ziel dabei ist, dass die Opfer zum Schweigen gebracht werden und sich aus (Diskussions-)Räumen zurückziehen.
Streisand-Effekt
Der Streisand-Effekt meint das paradoxe Phänomen, dass gerade durch den Versuch, Informationen aus dem Netz zu löschen, das Thema erst bekannter wird und öffentliche Aufmerksamkeit erhält (siehe auch hier die Textstelle zum Thema Streisand-Effekt).
Trolle – Unruhe säen und Resonanz ernten
Trolle sind Nutzer_innen, die versuchen Onlinediskussionen zu torpedieren, zu stören und unmöglich zu machen. Sie tummeln sich in Onlineforen, kommentieren Zeitungsartikel oder toben sich in sozialen Netzwerken aus. Ihr Ziel ist, Diskussionen vom Thema abzubringen, indem sie themenfremde Beiträge teilen oder durch sehr naiv wirkende Fragen Diskussionen ins Lächerliche ziehen. Das Kommentieren und die Reaktionen darauf werden lediglich als Spiel gesehen. Allerdings ist dies ein Spiel vor dem Hintergrund hegemonialer Machtstruktur, da die anderen Beteiligten dem Spiel nicht zustimmen und teilweise nicht einmal wissen, dass mit ihnen gespielt wird. Trolle eindeutig als solche zu identifizieren kann sehr schwer sein. Moderator_innen stehen häufig vor dem Problem, dass nicht klar ist, ob ein Troll versucht die Diskussion ins Lächerliche zu ziehen oder ob es ein ernst gemeinter Beitrag sein soll.
Victim Blaming
Victim Blaming meint das Verschieben der Verantwortung hin zu den Opfern von Übergriffen und die damit verbundene Umkehr bei der Bewertung von Täter- und Opferrollen.[5] Die Schuld für Taten wird nachträglich und im Bereich der Prävention bei den Opfern gesucht. Beim Victim Blaming wird gefragt: Hat das Opfer die Tat provoziert? Was können potentielle Opfer präventiv gegen Angriffe tun? Der Handlungsdruck und die Aufforderungen, das eigene Verhalten anzupassen, liegt somit auf Seite der Opfer (siehe auch hier eine Textstelle zum Thema Victim Blaming).