Begriffsdefinitionen
Allgemein anerkannte Definitionen zu Anfeindungen im Netz haben sich bisher noch nicht eindeutig durchgesetzt, teilweise werden Begriffe auch synonym verwendet. Allmählich kristallisiert sich in Deutschland jedoch die Unterteilung zwischen Trollen und Hatern heraus.
Trolle – Unruhe säen und Resonanz ernten
Trolle sind Nutzer_innen, die versuchen Onlinediskussionen zu torpedieren, zu stören und unmöglich zu machen. Sie tummeln sich in Onlineforen, kommentieren Zeitungsartikel oder toben sich in sozialen Netzwerken aus. Ihr Ziel ist, Diskussionen vom Thema abzubringen, indem sie themenfremde Beiträge teilen oder durch sehr naiv wirkende Fragen Diskussionen ins Lächerliche ziehen. Das Kommentieren und die Reaktionen darauf werden lediglich als Spiel gesehen.
Allerdings ist dies ein Spiel vor dem Hintergrund hegemonialer Machtstruktur, da die anderen Beteiligten dem Spiel nicht zustimmen und teilweise nicht einmal wissen, dass mit ihnen gespielt wird. Trolle eindeutig als solche zu identifizieren kann sehr schwer sein. Moderator_innen stehen häufig vor dem Problem, dass nicht klar ist, ob ein Troll versucht die Diskussion ins Lächerliche zu ziehen oder ob es ein ernst gemeinter Beitrag sein soll.
Hater – Angriffe aus voller Überzeugung
Hater hingegen sind leicht auszumachen. Wo es Trollen häufig nicht um das Thema an sich geht und sie lediglich Spaß daran haben, Unruhe zu säen und Resonanz zu ernten, sind Hater bei dem Thema oder der Person emotional involviert. Ihr Ziel ist es, eine Person psychisch zu verletzen und die eigene Meinung zu verbreiten. Der Begriff leitet sich vom englischen „hate“ (hassen) ab.
Empirische Studien zu Anfeindungen im Netz gibt es bisher noch wenige.[1] Besondere Beachtung fand eine im Jahr 2014 veröffentlichte kanadische Studie, in der die Persönlichkeitsmerkmale von Trollen näher untersucht wurden.[2] Die Forscher_innen untersuchten darin besonders den Zusammenhang zwischen der „Dunklen Tetrade von Charaktereigenschaften“ und dem Trollen. Die Charaktereigenschaften der dunklen Tetrade beinhalten Machiavellismus, Narzissmus, Psychopathie und Sadismus. Sadismus unterteilten die Forscher_innen in direkten (physisch und verbalen) und indirekten Sadismus.
Charaktereigenschaften der dunklen Tetrade bei unterschiedlichen Internet-User-Typen[3]
Es ist erkennbar, dass alle untersuchten Eigenschaften der dunklen Tetrade bei den Trollen stark ausgeprägt sind. Je mehr Zeit für das Trollen aufgewendet werde, desto stärker sei der Zusammenhang erkennbar. Ob trollen die Eigenschaften verstärkt, oder ob Menschen, die unabhängig vom Onlineverhalten sadistische Züge haben, diese Seite in einem für sie geschützten Bereich ausleben, ist noch nicht hinreichend erforscht.
Eine erweiterte Typologie von Anfeindungen im Netz ist hier zu finden.