Lösungswege
für die Erschaffung einer digitalen Kultur des Miteinanders
Den einen, einfachen und richtigen Lösungsweg, Anfeindungen im Internet zu begegnen, gibt es nicht. Da das Problem von Hass (im Netz) vielschichtig ist, muss bei einer Bekämpfung auf unterschiedlichen Ebenen angesetzt werden.
Zentral dabei sollte sein, angegriffene Personen nicht alleinzulassen. Derzeit ziehen sich viele Angegriffene aus den Situationen heraus.[1] Zum einen, da ein Reagieren anstrengend ist, viel Kraft, Zeit und Nerven kosten kann, aber auch, da das Wissen über die Struktur der Angriffe und mögliche Reaktionsmuster fehlt. Ein Wegsehen oder Ignorieren dieser Situation stellt aber keinen Lösungsansatz dar. Denn so kann sich der Hass ungestört und ungesehen weiter kultivieren. Dieser Zustand sollte sich ändern.
Dafür muss im ersten Schritt vermehrt Aufklärung über digitale Angriffe und Möglichkeiten im Umgang mit ihnen betrieben werden und es müssen mehr Menschen aktiv gegen Angriffe vorgehen. Das Feld sollte Trollen und Hatern nicht einfach überlassen werden. Auch wenn die Schuld für Angriffe nicht bei den Opfern gesucht werden darf (⇒ Victim Blaming), sollte jede_r einzelne (auch – und vor allem – die nicht direkt Angegriffenen) auf Anfeindungen reagieren. Diese Reaktionen können rechtlicher Natur sein, sollten aber darüber hinausgehen.
Gestaltung der digitalen Kultur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Es geht um eine entsprechende Kultur im Internet, die nicht ausschließlich politisch verordnet und rechtlich durchgesetzt werden kann, sondern auch von allen Beteiligten gelebt werden muss. Wenn sich unter den User_innen ein Konsens über Mindeststandards im Umgang miteinander und über gesellschaftliche Grenzen, die nicht überschritten werden sollten herausstellen und von der digitalen Gesellschaft, sowie durch Verantwortungsübernahme von Internetakteuren wie Facebook, durchgesetzt werden würde, wäre dies ein großer Schritt.
Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist somit nicht weniger als die Erschaffung einer digitalen Kultur des Miteinanders. Ein Raum, in dem sich alle Menschen aufhalten und den alle gestalten können, ohne Anfeindungen ausgesetzt zu sein.
In diesem Abschnitt untersuche ich zentrale gesellschaftliche Ebenen bei der Bekämpfung von Hass im Netz und stelle dabei unterschiedlichste Herangehensweisen vor, digitalen Angriffen entgegenzuwirken.
Übersicht zu Maßnahmen gegen Hass und Hetze im Netz / Hate Speech
In den unterschiedlichen Unterkapiteln im Bereich Lösungswege sind folgende Ansätze beschrieben:
Was generell gilt
- Zeitlimit setzen und Erwartungen abstecken, Mach mal Pause!, Informieren über Hass im Netz, Hater aus der Anonymität bringen und direkte Resonanz erzeugen, nicht den Untergangsszenarien auf dem Leim gehen, nie falsche Behauptungen wiederholen
Zeug_in von Angriffen
Wenn selbst betroffen
- Screenshot machen, Zeitpunkt steuern
- Rückzug
- Blockieren, Löschen, Postfachvorfiltern lassen, Schwellen einbauen (auf individueller, journalistischer und technischer Ebene)
- Solidarität erfahren durch Thematisierung
- An eine höhere Ebene weitergeben: melden und anzeigen
- Ironisieren, Zurücktrollen (auf individueller und journalistischer Ebene)
- Auseinandersetzung mit den Angreifenden (auf individueller und journalistischer Ebene)
- Direkte Konfrontation mit Hatern (auf individueller und journalistischer Ebene)
- Empowerment durch eigene Veröffentlichung
- Ignorieren
- Moderieren
- Sich empört zeigen durch Wiedergabe – Lachen über Hass?